8. August 2016

Weitblick gegen Mühe

Am Sonntag hatte ich mein Basislager ins Zillertal verlegt. Jetzt bin ich im Campingdorf Hofer untergkommen, welches - entgegen der Infos von Camping.info - ebenfalls nur für wirklich mobile Rollifahrer geeignet ist. Dem Komfort der 60iger Jahre stehen allerdings gehobene Preise gegenüber. Hier werde ich für einen Tag fast soviel bezahlen, wie für meine drei Nächte in Tamsweg. Pluspunkt des Campingplatzes ist seine zentrale Lage. Von hier kann ich sowohl Zillertaler Höhenstraße als auch Gerlospaß und Zillergründel gut erreichen, die ich im Vorfeld als mögliche Tourenziele auf meine “Arbeits”liste gesetzt hatte.

Gleich heute hatte ich mir die anspruchsvollste Tour des Urlaubs vorgenommen. Sie hat zwar nur knapp über 2000 Höhenmeter, doch davon kommt der Größteil auf 25 km zusammen. Die Gesamttourenlänge betrug dementsprechend nur 53 km.

Vielleicht gibt es ja bereits Handbiker, die eine Gesamtbefahrung der Zillertaler Höhenstraße bewältigt haben. Sie werden mir ganz gewiß bestätigen, daß die Tour definitiv nichts für Plaisirfahrer ist. Durchgehend steil auf allen Auffahrten, ist sie eine echte Saftpresse. Wer hier mit ausschließlich eigener Kraft im Handbike ohne anzuhalten komplett durchkommt, dem gehört mein Respekt. Ich selbst habe bald aufgehört, die Zwischenstops zu zählen. Kurz vor dem ersten Scheitelpunkt der Höhenstraße mußte ich jedoch bestimmt aller 20, 30 Meter pausieren.

Am Paßschild des Melchbodens (Aufnahmeort)
Das Panorama von oben war dagegen phänomenal. Solch einen Weitblick bei phantastischem Wetter hatte ich bisher nur vom Kitzbüheler Horn, auf dem ich im vergangenen Jahr mit meinen bayerischen Sportfreunden war. Schon allein wegen diesem Ausblick lohnt sich die ganze Schinderei.

Denn selbst das Bergabfahren ist Anstrengung pur. Zu steil ist die Straße, zu schlecht ist oft der Straßenbelag, und  auch die zahlreichen Weidegitter erfordern häufiges Abbremsen. Ganz abgesehen davon, daß man dem rechten Straßenrand nicht zu nahe kommen sollte, denn hier gibt es oft keine Leitplanken. Wer von der Straße abkommt, für den ist seine letzte Reise erst einige hundert Meter weiter unten zu Ende.

Kurz bevor es noch einmal reichlich 300 Höhenmeter zum Zirmstadel aufwärts ging, verweigerte mein Navi endgültig den Dienst. Die Hauptfunktion ist selbst nach dem Zurücksetzen mit anschließendem Neustart nicht mehr verwendbar, weil sich das Gerät dann sofort aufhängt. Dieses Teasi Pro ist richtiger Edelschrott. Sobald ich wieder zuhause bin, werde ich das Teil zurückgeben. Ich hoffe, daß dies problemlos möglich ist.

Glücklicherweise hatte ich eine Übersichts-Panoramakarte mitgenommen, so daß ich mich daran orientieren konnte, um die wirklich komplette Befahrung der Straße unter die Räder zu bringen. Dafür fuhr ich am Ende hinter der Mautstelle nicht direkt in Richtung Kaltenbach, sondern nach Ried hinunter.

In Kaltenbach fand ich mehr oder weniger durch Zufall auch den Zillertal-Radweg, der meist parallel zur Zillertalbahn abseits der Straße bis nach Mayrhofen führt. Der Einstieg ist allerdings nicht ganz einfach, weil man die Zufahrten von der Hauptstraße nach Aschau an den Bahngleisen so mit Geländern verschränkt hat, daß ich dort nicht im Handbike durchkam. Erst als ich die (meist) geschlossene Schranke eines landwirtschaftlichen Weges unterfahren konnte, erreichte ich den perfekt asphaltierten Radweg.

Für heute ist es genug. Aber morgen wird es ja wieder ruhiger.

Track der Handbiketour vom 08.08.2016

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